Bete und arbeite Chemnitz:

Bete und arbeite – ora et labora – so wurde Chemnitz mit seinen umliegenden Ortschaften gegründet: als Benediktinerkloster mit doppeltem Auftrag.

Fünfzehn Leute hatten genau Platz im ältesten Gebetsraum der Region, der Kapelle des ehemaligen Klosters. Die Kapelle gehört heute zur Schlosskirche und wurde sehr schön wiederhergestellt und gestaltet (Bild). Auch hier begannen wir mit Lobpreis. Es folgten ein Impuls zu Kloister und Stadt von Leif Goldhahn und gemeinsames Gebet.

Einige Eckdaten und bewegendes aus der Geschichte  des Klosters und „seiner“ Stadt folgen. Die Daten stammen aus der Sonderausstellung des Schlossbergmuseums „Des Kaisers Kloster“, verschiedenen Büchern und Schriften, u. a. dem Heft „Schlosskirche Chemnitz – ihre Geschichte und Kunstwerke“.

1. Klostergründung

1136 Gründung des Benediktinerklosters. Versuch eines geistlichen Fazits: Die Mönche begannen entsprechend ihrer Ordensregel zu leben (vereinfacht oft mit beten und arbeiten charakterisiert), das Kloster aufzubauen, über 30 Dörfer zu gründen, Kirchen zu bauen, dort Gottesdienste zu feiern, die Region wirtschaftlich zu erschließen … Durch die großzügige Unterstützung des Kaisers waren sie aber auch abhängig. Die Instrumentalisierung des Klosters zur Urbanisierung lag nahe. Arbeiten war wohl immer  die Stärke der Chemnitzer. Zu Beidem berufen gilt dabei bis heute, das 1. Gebot, die Liebe zu Gott, die Anbetung Gottes zu entwickeln und zu stärken.

1143 Verleihung eines europäischen Marktrechtes an das Kloster, gilt als Gründungsjahr der Stadt Chemnitz

1160 Errichtung der romanischen Kapelle (Bild). Ein Chemnitzer Messbuch aus dieser Zeit zeigt zu den Texten auch sogenannte Neumen, die Vorläufer der heutigen Notenschrift. Es wurde also auch damals gesungen.

2. Krise und Wiederaufbau

Ende des 12. Jh. Zerstörung durch Krieg, danach Sammlung und Wiederaufbau. Die Bibliothek entstand. So sind z. B. Chemnitzer Abschriften der Weisheit der Wüstenväter und – mütter erhalten. Diese lebten in den ersten Jahrhunderten nach Christus zunächst in Ägypten/ Nordafrika als Einsiedler und in freien Gemeinschaften und gelten als die Basis des Mönchtums. Benedikt von Nursia, der Gründer des Benediktinerordens, lernte dies in Italien kennen und legte später mit seiner Ordensregel die institutionelle Basis für das Mönchstum in der katholischen Kirche.  Im Chemnitzer Kloster wurden Bibliothek und Musik intesiv gepfelgt.

3. Verfall der Frömmigkeit, Umbau/ Erweiterung des Klosters, Reformation, Schließung

Im 15. und 16. Jh. muss das Geschehen im Kloster als wechselvoll bezeichnet werden. So gab es offene Ablenung der Ordensregel, Alchemie, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Abt. Die Stadt war recht selbstständig und begrüßte die päpstliche Stiftung eines Franziskanerklosters 1485 „an der Pforte“ (kleiner Tordurchlass an der Chemnitz). Die Franziskaner dienten den Menschen der Stadt. Doch auch im Benediktinerkloster wurde die Ordensregel wieder beachtet. Das Kloster wurde wesentlich erweitert und beachtliche christliche Kunstwerke wurden in Auftrag gegeben, die bis heute zur Andacht einladen: z. B. die Geißelsäule oder das Nordportal.

Am 17.04.1536 holte der damalige Abt Hilarius von Rehburg eindrucksvolle Schutzbriefe von Königs von Deutschland und Böhmen,  Ferdinand I. ein. Diese garantierten dem Kloster all Rechte und volle staatliche Freiheit. Doch im Zuge der Reformation wird in den nächsten sieben Jahren bis 1543 das Kloster geschlossen. Das macht nachdenklich: auf wen und worauf verlassen wir uns?

4. Gottes Geschichte geht weiter

Als weithin sichtbares Zeichen des Klosters prägt heute die Schlosskirche das Chemnitzer Stadtbild, wird hier gesungen, gebetet, Jesu Christus gelobt, die Bibel gelesen, feiern Jung und Alt mit Gott.

Und jeder Chemnitzer kennt und mag ihn: den Schlossteich, den ehemalige Fischzuchtteich des Klosters.

 

Somit gab es jede Menge Anregungen zum Gebet – eine intensive Zeit.

 

PS vom 29. Juni 2019: Heute fiel uns in Gr0ßhartmannsdorf/ Erzgeb. ein großes Gut auf: das Mayoratsgut, 1250-1375 erbaut und bewirtschaftet von Mönchen aus Chemnitz. Warum ist das so interessant? Nun erstens ist das relativ weit entfernt von Chemnitz. Und zweitens gab es einen geistlichen Aufbruch in Gr0ßhartmannsdorf in den 1970/80ern.